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Einblicke in den Arbeitsalltag beim Caritasverband Ahaus-Vreden (V):„Das passt für mich perfekt“

Lesen Sie hier das Interview mit Christoph Terwey (39). Er ist Wohnstättenleiter des Dr.-Jürgen-Westphal-Hauses in Ahaus, Bereich Eingliederungshilfe.
Christoph Terwey
Datum:
19. Mai 2025
Von:
Christian Bödding

Was hast du vorher beruflich gemacht?
Christoph Terwey: Mein beruflicher Werdegang verlief nicht ganz geradlinig. Ich habe eine Ausbildung als Maschinenbaumechaniker angefangen – und dann abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass das einfach nicht das Richtige für mich war. Weder beruflich, noch für meine Seele, würde ich sagen. Danach bin ich in den sozialen Bereich gewechselt und habe zunächst eine Ausbildung zum Kinderpfleger gemacht. Ich muss dazu sagen, ich war damals 15 Jahre alt, als ich aus der Schule kam, und hatte keine klare Vorstellung, was ich beruflich machen wollte. Meine Eltern haben meine Entscheidung akzeptiert und mich ermutigt, etwas Neues auszuprobieren. Schließlich habe ich eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert und anschließend zehn Jahre im Stift Tilbeck gearbeitet. 

Was hat dich seinerzeit dazu bewogen, dich beim Caritasverband zu bewerben?
Mir war damals klar: Das, was ich bisher gemacht habe, ist noch nicht die Erfüllung, sage ich mal. Ich wollte einfach mehr – über den regulären Gruppendienst hinaus. Ich wollte an Konzepten mitwirken, an Leitbildern. Dann habe ich im Internet gesehen, dass es beim Caritasverband in Ahaus im Bereich Eingliederungshilfe eine Stelle gibt. Also habe ich mich beworben und bekam sehr schnell eine Antwort von Bereichsleiter Thomas Berning. Das Bewerbungsgespräch fand dann während der Corona-Zeit statt, zuerst mit ihm und später auch mit dem Vorstand, Peter Schwack. Kurz danach kam die Zusage für die Position als Wohnstättenleitung. Seitdem bin ich hier.

Würdest du es nochmal tun, also dich beim Caritasverband bewerben? 
Ja, auf jeden Fall. Ich bin sowas von glücklich, dass ich hier bin.

Das sagst du jetzt nicht nur so, weil ich dich frage?
Nein, wirklich nicht. Ich kenne ja auch andere Arbeitgeber, und mein vorheriger Arbeitgeber war definitiv kein schlechter, also wirklich nicht. Aber der Caritasverband ist nochmal etwas ganz anderes. Hier erlebe ich oft kurze Dienstwege, die Hierarchien sind niedrig und das gesamte Umfeld fühlt sich einfach sehr familiär an. Das passt für mich perfekt. Ich würde mich definitiv jederzeit wieder für den Caritasverband entscheiden und kann es auch wirklich nur jedem empfehlen. Ehrlich, ich kann es nicht anders sagen.

Was schätzt du an deiner Arbeit besonders? 
Die Flexibilität. Familie und Beruf lassen sich wirklich gut vereinbaren. Als Leitung im Dr.-Jürgen-Westphal-Haus habe ich einen ausgewogenen Aufgabenbereich – der sich in Leitungsarbeit sowie Gruppenarbeit aufteilt. Der Mix ist für mich genau passend. Ich verbringe Zeit im Büro, aber ich gehe genauso gerne in den Gruppendienst oder arbeite an Wochenenden und Feiertagen. Wer Schichtdienst mag, wird die Abwechslung zu schätzen wissen. Wir planen zum Beispiel Urlaubs- und Ferienmaßnahmen. Vergangenes Jahr waren wir sogar fünf Tage auf der AIDA. Die Meinungen der Bewohner sind sehr wichtig, nur so können wir professionell arbeiten. In der Vergangenheit sah das etwas anders aus. Nur so können wir die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner wahrnehmen.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Mein Arbeitstag beginnt mit dem Lesen und Beantworten von E-Mails. Danach gehe ich Berichte durch, bearbeite sie und lese Einträge darüber, was am Vortag vorgefallen ist. Anschließend kümmere ich mich um Aufgaben, die mit meiner Leitungsfunktion zu tun haben. Ich führe viele Gespräche mit den Mitarbeitenden und den Bewohnern, habe immer ein offenes Ohr und alle Themen und Inhalte sind bei mir sicher. Ich organisiere den Alltag, schreibe Dienstpläne und kümmerte mich darum, dass wir bei Krankmeldungen flexibel agieren und den Tag dann neu gestalten.

Sobald die Bewohner da sind, gehe ich für etwas sechs bis sieben Stunden in den Gruppendienst. Wir haben eine Sechstagewoche. Eine Vollzeitkraft arbeitet bei uns in der Regel zwölf Tage am Stück und hat dann zwei Tage frei. Es gibt aber auch Arbeitstage, die nur aus drei Stunden Dienstzeit bestehen. Wir können nur dann arbeiten, wenn die Bewohner in der Wohngruppe sind. 

Was macht deinen Job für dich erfüllend? 
Erfüllend ist für mich wirklich, dass man Menschen so annimmt, wie sie sind, und ihnen hilft, ihre eigenen Ziele zu erreichen. Das habe ich damals auch gelernt, und es begeistert mich immer wieder. Wenn ein Mensch mit Behinderung durch unsere Unterstützung etwas schafft, wie zum Beispiel eine Spülmaschine anzustellen, ist das ein riesiger Erfolg. Was für uns alltäglich ist, ist für sie etwas ganz Besonderes. Zu sehen, dass sie es durch unsere Hilfe alleine schaffen können, ist einfach das Schönste. Das bereichert mich total im Gruppendienst. In meiner Leitungsfunktion gefällt mir, dass ich bei Konzepten mitarbeiten und Entscheidungen treffen kann. Ich kann auch mal sagen: „Nein, das funktioniert so bei uns nicht. Das war vielleicht gut überlegt, aber das ist nicht umsetzbar.“ Diese Mischung in meinem Job, dass ich überall ein bisschen mitwirke, das macht es für mich besonders. Ich bin nirgendwo zu 100 Prozent drin, aber überall ein bisschen. Das gibt mir viele Einblicke und Eindrücke und das finde ich sehr gut.

Welche Wörter beschreiben deine Arbeit bei der Caritas am besten? 
Familienfreundlich. Finanzielle Sicherheit. Flexibilität.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit deinen Kolleginnen und Kollegen? 
Das ist eine etwas schwierige Frage. Ich bin ja nicht nur Kollege, sondern auch Vorgesetzter. Ich switche zwischen diesen Rollen und das ist manchmal nicht so einfach. In Teambesprechungen bin ich Leitung, aber im Gruppendienst bin ich ein Kollege. Grundsätzlich ist die Arbeit immer super und ich mag das auch total. Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe, egal ob im Leitungsteam oder im Gruppendienst. Wir sprechen offen miteinander und klären einfach: „Was wünscht sich heute der Bewohner? Was wollen wir heute machen? Was möchtest du übernehmen, was übernehme ich?“ Die Meinung aller ist wichtig und wird gehört, egal ob im Gruppendienst oder im Leitungsteam.

Wie groß ist euer Team?
Es besteht jetzt aus 15 Mitarbeitenden. Wir kümmern uns um 16 Bewohnerinnen und Bewohner.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten siehst du für dich persönlich beim Caritasverband?
Schon im Bewerbungsgespräch war mir wichtig, dass ich mich weiterentwickeln kann. Und da bietet der Caritasverband echt einiges. Es gibt zum Beispiel interne Schulungen, gerade für Leitungskräfte, zu Themen wie Arbeitsrecht, Betriebswirtschaft oder was es bedeutet, eine Führungsrolle zu übernehmen. Das waren früher totale Fremdwörter für mich, damit hatte ich gar nichts am Hut. Mittlerweile brauche ich das alles in meiner Arbeit. Und es ist super, dass der Caritasverband jetzt interne Schulungen dafür anbietet, an denen wir auch teilnehmen sollen. Dazu kommen noch externe Fortbildungen, die wir machen können. Es gibt also richtig viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Ich mache zurzeit eine zweijährige Weiterbildung „Leitung aktiv gestalten“. Das ist verbandsübergreifend für Kolleginnen und Kollegen aus ganz NRW. Wir treffen uns zwei Mal im Jahr für eine Woche, mit abschließendem Kolloquium.

Wie empfindest du das AVR-Tarifwerk?
Super. Es macht vieles einfacher, weil es klare Stufen gibt – du startest in Stufe 1, dann arbeitest du dich hoch, und das ist gut geregelt. Aber ich denke, die Stufen könnten etwas angepasst werden. Man verdient nachher in den hohen Stufen gutes Geld, aber als junger Mensch – ich sage mal als Familienvater oder Mutter – braucht man das Geld eher am Anfang. Da stehen ja die wichtigen Sachen an: Familie gründen, Haus bauen oder kaufen. Und da startet man natürlich in den unteren Stufen und verdient weniger. Ein guter Mittelweg wäre wünschenswert. 

Was wünschst du dir für die Zukunft deiner Arbeit beim Caritasverband?
Mehr Kollegen und mehr Personal – und das bekommen wir ja auch schon gut umgesetzt. Unsere Einrichtung hat einen guten Ruf. Das merken wir immer wieder, besonders bei Bewerbungen. Wir müssen uns vor größeren Einrichtungen nicht verstecken. Wir haben super Arbeitsbedingungen und wir arbeiten ständig daran, es noch besser zu machen. Speziell für Alleinerziehende, Mütter oder Väter. Vergangenes Jahr haben wir zum Beispiel einen neuen Mitarbeiter eingestellt und die Dienste so geregelt, dass sie besser zu seinen Bedürfnissen passen. Das ist auch ein langfristiges Ziel: Den Leuten die Möglichkeit zu bieten, bei uns zu arbeiten und es dabei gut mit ihrer Familie oder Hobbys vereinbaren zu können. Ich finde, das ist eine wirklich gute Sache, und ich bin zuversichtlich, dass wir das immer gut hinbekommen.

Gibt es eine Geschichte aus deinem Arbeitsalltag, die dir dauerhaft in Erinnerung bleiben wird?
Oh ja. Eine ziemlich witzige Geschichte. Wir haben mit Bewohnern eine Kreuzfahrt nach Kopenhagen gemacht, und irgendwie hat sich mein Handy plötzlich in der Uhrzeit nach Dubai eingewählt. Ich weiß nicht, warum. Mein Wecker ging, ich stand auf, habe mich geduscht und die Bewohner auf ihren Kabinen angerufen: „Ihr müsst jetzt langsam aufstehen, euch fertigmachen, wir müssen gleich zum Frühstück und dann könnt ihr eure Tabletten nehmen.“ Aber dann habe ich nochmal auf mein Handy geschaut, und da stand „4 Uhr morgens“. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein. Also habe ich den Fernseher angemacht, um zu sehen, wie spät es wirklich war – und es war tatsächlich 4 Uhr! Alle sind aufgestanden, niemand hat sich beschwert, obwohl sie alle wussten, dass es noch sehr früh war. Ich habe dann nochmal alle angerufen und mich total entschuldigt: „Es tut mir leid. Ihr dürft euch gerne nochmal hinlegen, ich ruf euch in zwei Stunden wieder an.“ Das war die ganze Zeit ein großer Running Gag, und auch heute noch bekomme ich zu hören: „Aber bitte nicht so früh wecken!“

Letzte Frage: Wenn du deinem früheren Ich, das bei der Caritas neu startet, einen Rat geben könntest, welcher wäre das? 
Mache es genauso, wie es jetzt ist. Sei selbstbewusst.