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Internationaler Tag der Roma:Eine Reise durch Geschichte, Kultur und Herausforderungen

Der Internationale Tag der Roma, der seit 1971 jährlich am 8. April gefeiert wird, ist ein Anlass, die reiche Geschichte und Kultur der ethnischen Minderheit zu würdigen. Die Geschichte der Sinti und Roma ist geprägt von Wanderungen, Diskriminierung und dem kollektiven Trauma des Völkermords während des Nationalsozialismus.
Nevin Geveler kümmert sich in Gronau um zugewanderte Menschen aus Südosteuropa. Sie hat zum Internationalen Tag der Roma Briefe und Postkarten mit der Roma-Flagge an verschiedene Ämter, Beratungsstellen und Vereine geschickt.
Datum:
9. Apr. 2024
Von:
Nevin Geveler
Nevin Geveler

Der Deutsche Caritasverband setzt sich für die Würde, Gleichberechtigung und soziale Integration aller Menschen ein, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit. In Bezug auf Roma und Sinti fördert die Caritas Programme und Maßnahmen, die darauf abzielen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, ihre Rechte zu schützen und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Dies kann durch Bildungsangebote, soziale Unterstützung, Beratungsdienste und andere Formen der Hilfe geschehen. Die Caritas verurteilt auch jegliche Form von Diskriminierung und Rassismus, einschließlich Antiziganismus, und setzt sich für eine inklusive Gesellschaft ein, in der alle Menschen respektiert und geschätzt werden.

Die Ursprünge der Sinti und Roma reichen bis ins alte Indien oder Pakistan zurück, doch ihr Leben ist von begrenztem Wissen und Vorurteilen geprägt, da Informationen hauptsächlich von Nicht-Sinti und -Roma gesammelt wurden. Ihre Wanderung seit dem 8. bis 10. Jahrhundert führte sie über verschiedene Regionen nach Europa, oft bedingt durch Kriege, Ausgrenzung, Verfolgung und wirtschaftliche Not.
Bereits bei ihrer Ankunft in Europa wurden sie als "neue Fremde" betrachtet und mit verschiedenen Bezeichnungen wie "Zi******" oder "Tartaren" versehen. In Osteuropa wurden sie oft zu Leibeigenen oder Sklaven gemacht, während sie in Mitteleuropa als Fahrende galten und dementsprechend behandelt wurden. 

Sprachlich sind die Sinti und Roma durch ihr Romanes mit dem indischen Sanskrit verbunden. Trotz ihrer kulturellen Vielfalt teilen sie gemeinsame Werte wie die Wertschätzung der Familie und den Gebrauch ihrer eigenen Sprache. Die Entwicklung von Literatur und bildender Kunst dient als Ausdruck ihres wachsenden Selbstbewusstseins, besonders unter jungen Sinti und Roma.

Religiös gehören sie verschiedenen Konfessionen an, wurden historisch jedoch oft als "Heiden" betrachtet und von den Kirchen vernachlässigt. Während des Nationalsozialismus wurden sie systematisch entrechtet und verfolgt, was in einem der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gipfelte, dem Völkermord an Sinti und Roma, dem bis zu 500.000 Menschen zum Opfer gefallen sein könnten.

Heute leben zwischen 70.000 bis 150.000 Sinti und Roma in Deutschland. Trotz Bemühungen auf EU-Ebene und in den einzelnen Mitgliedsstaaten, ihre Lebensbedingungen zu verbessern, kämpfen sie weiterhin gegen Diskriminierung, Armut und soziale Ausgrenzung.
Die Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland ist jedoch auch von anhaltendem Antiziganismus geprägt. Antiziganismus bezeichnet die Abwehrhaltung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Sinti und Roma und zeigt sich in Ausgrenzungspolitik, Vorurteilen und Diskriminierung. Seit dem 15. Jahrhundert wurden Sinti und Roma pauschal als "fremd", "nomadisch", "kriminell" und "modernisierungsresistent" etikettiert, was zu massiver Diskriminierung führte.
Selbst heute werden sie oft noch mit Vorurteilen konfrontiert und stoßen auf Widerstand bei ihren Bemühungen um gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung.

Am 21. März 2024, einem bedeutenden Tag für die Sinti und Roma-Gemeinschaft, wurden wichtige Schritte unternommen, um ihre Integration und Teilhabe in Nordrhein-Westfalen zu fördern. Die Landesregierung wird künftig systematisch mit dem Landesverband dieser nationalen Minderheit zusammenarbeiten, um ihre soziale, kulturelle und wirtschaftliche Integration voranzutreiben. Dieser historische Schritt wurde durch eine gemeinsame Rahmenvereinbarung zwischen der Landesregierung und dem Landesverband ermöglicht, die von den Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP unterstützt wurde und im Düsseldorfer Parlament verabschiedet wurde.

Staatskanzleichef Nathanael Liminski (CDU) betonte die Wichtigkeit dieses Vorhabens und erklärte, dass die Landesregierung den Auftrag, wie im Antrag formuliert, annehme. Dieser Schritt sei ein deutliches Zeichen dafür, dass die Diskriminierung von Sinti und Roma in Nordrhein-Westfalen keinen Platz haben dürfe und dass Gesellschaft und Politik aktiv dagegen vorgehen müssten.

Allerdings stimmte die AfD gegen den Antrag und äußerte Vorbehalte gegenüber einer solchen Initiative. Ihre Abgeordnete Enxhi Seli-Zacharias sprach kontrovers über Themen wie Armutszuwanderung, kulturelle Konflikte und Bandenkriminalität. Staatskanzleichef Liminski kritisierte die AfD scharf dafür, diese Debatte als Plattform für Fremdenhass zu nutzen.

Die Rahmenvereinbarung zielt darauf ab, Initiativen zu bündeln, um die Integration von Sinti und Roma zu fördern und das Geschichtsbewusstsein sowie die Erinnerungskultur zu stärken. Dieser Schritt wird als Meilenstein in der Kooperation mit der Sinti und Roma-Gemeinschaft in NRW betrachtet und soll mehr finanzielle Planungssicherheit bieten. Es ist ein weiterer Schritt, um die historischen Ungerechtigkeiten aufzuarbeiten und die gesellschaftliche Teilhabe dieser Minderheit zu fördern.


Quellen: 

Ein unbekanntes Volk? Daten, Fakten und Zahlen | Sinti und Roma in Europa | bpb.de
Landtag gemeinsam gegen Diskriminierung von Sinti und Roma (antenne.nrw)