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Nachricht:Im "Parlament der Pflegenden"

Martina Klöpper vom Caritasverband Ahaus-Vreden ist gewähltes Mitglied der 60-köpfigen Kammerversammlung der neuen Pflegekammer NRW.
Martina Klöpper
Datum:
15. Feb. 2023
Von:
Christian Bödding

Rund 200.000 Menschen sind in Nordrhein-Westfalen in der Pflege beschäftigt. Seit Ende vergangenen Jahres haben sie - wie Handwerker, Apotheker und Ärzte - eine eigene Berufskammer: die Pflegekammer. Martina Klöpper vom Caritasverband Ahaus-Vreden ist Mitglied dieser Pflegekammer - und nicht nur das. Sie ist gewähltes Mitglied der 60-köpfigen Kammerversammlung, dem "Parlament der Pflegenden". 

Ein wenig überraschend kam das für die Leiterin des Ambulanten Pflegedienstes der Caritas in Schöppingen und Legden schon. Das Thema Pflegekammer sei natürlich in Leitungsrunden angesprochen worden. Sie habe sich auch bei der Pflegekammer angemeldet und sich für die Kammerversammlung zur Wahl gestellt, um mitgestalten zu können. "Aber ich bin nicht unbedingt davon ausgegangen, dass ich gewählt werde." Über 100.000 registrierte Mitglieder zählt die Pflegekammer in NRW. Aus dem Regierungsbezirk Münster stellten sich gerade einmal vier Beschäftigte für die Kammerversammlung zur Wahl. Martina Klöpper erhielt gut 250 Stimmen. In Düsseldorf nahm sie an der konstituierenden Sitzung teil. 

Die Kammerversammlung ist einmal pro Quartal, gewählt ist das Parlament für fünf Jahre. Vor der konstituierenden Sitzung trafen sich die Fraktionsmitglieder dreimal zu Online-Sitzungen, um sich in die Themen einzuarbeiten. "Die Termine sind oft abends online oder an den Wochenenden in Präsenz. Für die Kammerversammlung ist ja keiner freigestellt. Es handelt sich um ein Ehrenamt." Martina Klöpper ist in die Fraktion "Aktiv Pflege gestalten" eingetreten. Die Pflegedienstleiterin würde sich bei der Gremienarbeit gerne in den Bereichen Fort- und Weiterbildung, Ausbildung und Generalistik engagieren. "Alles spannende und interessante Themen. Ich möchte die Belange der Pflegenden fördern und den Beruf stärken." 

Die Fort- und Weiterbildung zum Beispiel sei ein Dauerthema. "Jedes Jahr. Es ist nicht wirklich geregelt, in welchem Ausmaß Zeit für Fort- und Weiterbildung vorgesehen ist." Auch die Inhalte der neuen generalistischen Pflegeausbildung müsse man sich genauer anschauen. "Einige Bereiche werden nur angerissen. Um das Ausbildungsfeld Kinderkrankenpflege abzudecken, besuchen Auszubildende teilweise Kindergärten. Da gehört eine angehende Pflegefachkraft nicht hin, sie müsste auf eine Kinderkrankenstation." 

Was zum Pflegeberuf gehört und was nicht, das kann die Pflegekammer anhand von Standards definieren. Allerdings wird die Kammer seit ihrer geplanten und nun vollzogenen Einführung kritisiert. Viele Pflegefachkräfte lehnen sie ab, weil die Mitgliedschaft verpflichtend ist. Martina Klöpper: "Das macht vielen Sorge. Hinzu kommt die Frage, welche Beiträge man künftig zahlen muss und ob man über die Rente hinaus Mitglied bleibt."

Viele Fragen gibt es noch, die von der Pflegekammer - auch in Sachen Selbstverwaltung - zu klären sind. Schon die Verabschiedung der Hauptsatzung war ein schwieriges Unterfangen. "Wir konnten sie nach über 200 dazu eingereichten Anträgen doch noch verabschieden", berichtet Martina Klöpper. Denn in der Kammerversammlung sitzen auch gewählte Vertreter, die gegen die Pflegekammer sind. "Sie haben sich wählen lassen, um das Ganze aufzuhalten." Doch das gelang nicht. "Als die Satzung in trockenen Tüchern war, änderte sich die Stimmung. Da hatte man das Gefühl: Die Satzung ist da, jetzt lasst uns auch etwas tun." Sicherlich werde es weiter kritische Stimmen geben und Mitglieder, die nicht zu 100 Prozent hinter der Pflegekammer stehen. "Aber alle sind zur Zusammenarbeit bereit. Wir müssen sehen, in welche Richtung."