„Kommunikation endet nicht mit der Tagschicht“
„gesaPflege“ – mehr als eineinhalb Jahre lief unter diesem Namen ein Projekt in den Caritas-Seniorenheimen Henricus-Stift in Südlohn, Holthues Hoff in Ahaus, City-Wohnpark in Gronau sowie in der Tagespflege „Am Butenwall“ in Vreden. Das Ziel: Der Auf- und Ausbau von Strukturen und Prozessen, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen verbessern sollen. Wir haben zum Projektabschluss mit Projektleiterin Vivien Dransfeld (Foto) von der Team Gesundheit GmbH aus Essen gesprochen. Sie hat ihre Projekterfahrungen mit uns geteilt. Wir geben das Gespräch hier in Auszügen wieder. Das vollständige Interview lesen Sie auf unserer Webseite.
Was waren Themen, die Sie bearbeitet haben?
Dransfeld: Ein wichtiges Thema, das benannt wurde, war der Umgang mit Tod und Sterben. Obwohl uns bewusst war, dass Pflegekräfte in diesem Bereich oft belastet sind, war uns nicht klar, wie relevant dieser Aspekt wirklich in den Einrichtungen ist. Die Mitarbeitenden wünschten sich Unterstützung von außen, um gemeinsam zu reflektieren, wie sie mit den täglichen Belastungen rund um Leid und Tod besser umgehen können. Viele Mitarbeitende haben uns zurückgemeldet, dass sie solche Angebote gerne regelmäßig besuchen würden. Es wurde sogar angeregt, dass der Verband dieses Thema auch langfristig weiter anbieten sollte, weil der Bedarf, sich auszutauschen und Erfahrungen zu teilen, immer wieder vorhanden sein wird und der Austausch hilft, den Stress zu reduzieren.
Wie wurde das Projekt von den Mitarbeitenden aufgenommen?
Was die Motivation für das Projekt betrifft, waren die Reaktionen der Beschäftigten ganz unterschiedlich. Es gab Mitarbeitende, die das Thema Gesundheit sehr wichtig finden, weil sie selbst bereits eine Vorstellung davon haben, was Gesundheit für sie bedeutet und wie der Arbeitgeber sie unterstützen kann, um gesund und arbeitsfähig zu bleiben. Diese Mitarbeitenden fanden es gut, dass endlich mehr in diese Richtung unternommen wurde. Auf der anderen Seite gab es auch Mitarbeitende, die eher zurückhaltend waren, vor allem diejenigen, die sich mit dem Thema „Betriebliche Gesundheitsförderung“ bislang nicht beschäftigt hatten oder es für weniger wichtig erachten. Es war daher nicht immer einfach, alle Mitarbeitenden dafür zu gewinnen, aktiv teilzunehmen. Aber das ist auch in Ordnung – der Anspruch kann nie sein, jeden einzelnen Mitarbeitenden zu erreichen, sondern die zu unterstützen, die offen dafür sind.
Gibt es Bereiche in den Einrichtungen, bei denen Sie der Meinung sind, dass dringend etwas getan werden muss?
Ein generelles Thema, das immer wieder aufkommt, ist die Kommunikation. Es wird oft gesagt: „Kommunikation kann ich“, aber in der Praxis gibt es immer wieder Stolpersteine. Zum Beispiel dort, wo Führungskräfte in der Verantwortung stehen, Informationen zu streuen, gibt es oft Unsicherheiten. Es stellt sich die Frage: Was ist für die Mitarbeitenden wichtig und was eher nicht?
Manchmal gibt es auch Informationen, die bewusst nicht kommuniziert werden, aber von den Mitarbeitenden erwartet werden, weil sie diese als wichtig einschätzen. Es gilt, genau zu klären, welche Informationen für wen wichtig sind und wie man diese effektiv vermitteln kann. Es gibt unterschiedliche Kanäle – der eine braucht eine mündliche Ansprache, der andere eine schriftliche Information oder digitale Kommunikation. Da muss man darauf achten, wie Informationen über verschiedene Kanäle am besten fließen können.
Besonders herausfordernd wird es, wenn es um Schnittstellen zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen geht. Wenn Informationen vom einen Bereich zum anderen übergehen müssen, stellt man oft fest, dass jeder Bereich isoliert arbeitet und nicht immer an das große Ganze denkt. So weiß die Pflege vielleicht nicht, was die Hauswirtschaft braucht oder umgekehrt.
Wie bereits gesagt, sollte das Ziel nicht sein, jeden Einzelnen zu erreichen, da das schwer umzusetzen ist. Aber man sollte gezielt in den Dialog treten und überlegen, wie man viele Mitarbeitende niedrigschwellig erreicht. Es ist wichtig, Zeit für eine gute Kommunikation zu investieren. Mündliche Kommunikation kommt oft gut an, aber man kann natürlich nicht jeden Mitarbeitenden einzeln ansprechen. Auch Teambesprechungen sind eine Möglichkeit, aber auch hier gibt es oft Protokolle, die nicht gelesen werden. Hier gibt es die „Bring- und Holschuld“ – sowohl von Seiten der Führung, die Informationen bereitstellen muss, als auch von den Mitarbeitenden, die sich die Informationen aktiv holen müssen.
Gab es in diesem Projekt mit unserem Caritasverband etwas, das Sie überrascht hat oder das sich von anderen Projekten abhebt?
Ein Thema, das mich überrascht hat, war der Austausch mit den Nachtwachen. In vielen Einrichtungen liegt der Fokus oft auf den Tagschichten, während die Nachtschichtmitarbeitenden weniger im Blick sind. Wir haben das Thema aufgegriffen und einen speziellen Austausch für die Nachtwachen organisiert. Ziel war es, den Nachtwachen eine Plattform zu bieten, um ihre spezifischen Bedürfnisse zu äußern und zu sehen, wie wir ihre Arbeit besser unterstützen können. Dieser Austausch kam sehr gut an.