Ich war acht Jahre alt, als mein Vater sich seinen Traum von einem eigenen kleinen „Bauernhof“ erfüllte. Bei uns in Vreden gibt es die Bauernschaft „Gaxel“. Dort erwarb er ein großes Stück Land mitten im Nirgendwo und baute eine große Viehhütte aus altem, gebrauchtem Eichenholz. 

Er kaufte sich ein paar Kühe und wurde „Hobbylandwirt“. Die ersten Kälber wurden geboren, die Kühe viele Jahre per Hand gemolken. Neben dem spartanischen Stall und der dazugehörigen Weide entstand ein großer Nutzgarten mit vielen Blumen, Obst und Gemüseanbau. 

Als ich elf Jahre alt war, ging für mich ein großer Traum in Erfüllung. Ich bekam mein eigenes Pony. Von da an war ich täglich, auch oft allein, am Stall. Ich ritt aus, freundete mich mit der Tochter vom Nachbarbauern an, die ebenfalls ein Pferd hatte. Viele Jahre verbrachte ich jede freie Minute in der Natur und bei den Tieren. Ich lernte viel über die Landwirtschaft und durfte meinen Vater bei vielen Arbeiten begleiten. Ich lernte das Melken, das Helfen bei Kälbergeburten, in welcher Jahreszeit welches Futter gut und wichtig ist. Ein angrenzender Hühnerstall mit großem Außengehege wurde von zehn Legehennen bewohnt, die uns täglich frische Eier lieferten. Mit den Jahren kamen Enten und Gänse dazu, die regelmäßig für gutes Essen sorgten.

Über 30 Jahre kümmerte sich mein Vater hingebungsvoll um dieses Stück Land und seine Tiere.  Ich dagegen verlor zwischenzeitlich die Bindung zu diesem Ort, lebte über zehn Jahre in Norddeutschland. 2018 verstarb mein Vater sehr plötzlich und für mich war klar, dass ich „sein Paradies“ übernehme. Von heute auf morgen war ich verantwortlich für 22 Enten, einen alten „Gänsemann“ (Ganter), zwei Mutterkühe mit ihren Kälbern und 18 Hühnern inklusive „Kampfhähnchen“. 

Mit Hilfe der Nachbarlandwirte lernte ich rasant schnell, was zu tun war. Da konnte auch schon mal der Weidezaun gerissen, eine Kuh ausgebüxt oder ein Huhn vom Habicht verspeist worden sein. Jeder Tag war anfangs eine Herausforderung. 2019 zogen dann noch zwei Pferde bei uns ein und die Idylle war perfekt.

Für mich ist dieser Ort ein Ort, an dem ich meinem Vater sehr nah bin, an dem ich spüre und verstehe, was er so geliebt hat. Die Ruhe und der Frieden an diesem Ort sind Balsam für mich, wenn mich der Alltag überfordert, die Sorgen Überhand nehmen, zu viele Menschen zu viel von mir wollen. 
Jeder Frühling ist an diesem Ort immer wieder das Größte für mich, jeder Sonnenauf- und -untergang etwas unfassbar Schönes. Meine Kinder lieben die Abende am kleinen Lagerfeuer, mit Stockbrot backen und Übernachten im Zelt und wachsen mit dieser Idylle genauso auf wie ich es tat. 
Dieses Stück Land ist für mich ein Leben lang MEIN LIEBLINGSORT und wird es sicherlich auch immer bleiben. 

Was ist Ihre Geschichte? Wir laden Sie ein, die Lieblingsorte Ihrer Kindheit/Jugend mit uns zu teilen. Nehmen Sie dazu bitte Kontakt mit Silke Uelsmann (Gemeindecaritas) auf. Die Kontaktdaten: s.uelsmann@caritas-ahaus-vreden.de / Telefon: 02562/817344.