Zum Inhalt springen

Kompetenzorientierte und qualifikationsdifferenzierte Arbeitsorganisation in der stationären Altenhilfe:Neue Strukturen in der Organisation der Pflege

Die Altenhilfe erlebt einen Umbruch: die Versorgung wird immer komplexer, die fachlichen Ansprüche an die Pflegekräfte steigen. Immer mehr multimorbide und schwerstpflegebedürftige Menschen müssen versorgt werden. Die Personalknappheit ist zu spüren. Gleichzeitig leben immer mehr und immer schwerer pflegebedürftige alte Menschen in den Altenheimen. Fach- und Hilfskräfte für die Pflege zu finden, erweist sich als zunehmend schwierig.
Das OPAL-Team des Seniorenheims St. Friedrich, für die Teilnahme am Projekt gab es einen Präsentkorb.
Datum:
15. Sep. 2023
Von:
Christian Bödding

Im April 2022 startete die Caritas in der Diözese Münster das Projekt "OPAL - Personal- und Organisationsentwicklung in der stationären Altenhilfe im Bistum Münster". Unter den 38 teilnehmenden Einrichtungen sind auch zwei Seniorenheime des Caritasverbandes Ahaus-Vreden: das Seniorenheim St. Friedrich in Ahaus-Wessum und das St.-Ludgerus-Haus in Heek. Beiden Einrichtungen haben vor Kurzem ihr Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme erhalten. 

Miriam Klöpper, Koordinatorin für Aus-, Fort- und Weiterbildung Pflege beim Caritasverband, hat das OPAL-Projekt begleitet. Sie erklärt: „Die Arbeitsorganisation in der stationären Langzeitversorgung steht durch die Umsetzung der neuen Personalbemessung ab Juli 2023 vor weitreichenden Veränderungen.“ Denn zum 1. Juli trat die neue Vorgabe zur Personalbemessung in der Pflege in Kraft – kurz PEBeM.

Jede vollstationäre Pflegeeinrichtung muss den individuellen Personalbedarf berechnen und entsprechend qualifiziertes Personal vorhalten. Statt einer vermeintlich einheitlichen Fachkraftquote wird Personal zukünftig einrichtungsindividuell an den eigentlichen Bedarfen der Bewohnerinnen und Bewohner ausgerichtet sein. Die Vorgaben der PeBe orientieren sich am tatsächlichen Bedarf und berücksichtigen neben der Anzahl der Heimbewohner auch deren Pflegegrad. Für eine Person des Pflegegrads 5 werden zum Beispiel mehr Fachkräfte benötigt als für eine Person mit niedriger Pflegebedürftigkeit. 

Miriam Klöpper erläutert, was das bedeutet: „Der Einsatz von Fachkräften nach dem gewohnten „Gießkannenprinzip“ wird nicht mehr funktionieren. Umso mehr gewinnt das Umdenken in kompetenzbasierte Arbeitsabläufe an Bedeutung: Wer hat welche Qualifikation und übernimmt welche Tätigkeit in der Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner?“ Pflegefachkräfte sollen künftig nur noch die Aufgaben übernehmen, für die eine Fachkraft erforderlich ist. Weniger komplexe Tätigkeiten fallen dann in den Zuständigkeitsbereich der Assistenzkräfte.

OPAL-Projektleiter Raffael Käsch hat die Teams aus Ahaus-Wessum und Heek mehrere Monate begleitet, um die Umstrukturierung der Pflegeorganisation nach den neuen Qualifikationsniveaus zu erproben. „Mehr Mitarbeitende allein können nicht sicherstellen, dass sich die Pflegequalität verbessert“, hatte Raffael Käsch schon zum Projektstart erklärt. Es gehe vielmehr darum, die Rolle von Fachkräften und Assistenzpersonal neu zu definieren. Verstärkt müssten die Kompetenzen der Fachkräfte genutzt werden, um zu planen, anzuleiten, zu beaufsichtigen und zu delegieren. Sowohl sie als auch die Assistenzkräfte müssten dafür entsprechend ausgebildet werden. Bewusst müsse dabei sein: "Wir können nur mit denen arbeiten, die heute da sind.“

Ganz konkret umfasst die Arbeit an „OPAL“ in den beiden Einrichtungen des Caritasverbandes Ahaus-Vreden folgende Punkte und künftige Veränderungen: 

  • Zuweisung von Qualifikationsniveaus (Wer macht was wann?)
  • Gestaltung und Umsetzung von Arbeits-und Organisationsprozessen in den Wohnbereichen
  • Neudefinition der Rolle von Pflege (Pflegefachkraft, Rolle der Pflegefachassistenz) 

Aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren ergeben sich etliche Vorteile. Komplexe Prozesse gehen so ineinander über, dass die Bewohnerinnen und Bewohner eine fachliche, qualifizierte und kontinuierliche Pflege und Betreuung erhalten. Sie ist ausgerichtet am Zustand der zu Betreuenden und deren Betreuungsbedürfnissen.

Das OPAL-Team des St.-Ludgerus-Hauses,  auch hier gab es für die Teilnahme am Projekt einen Präsentkorb.