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Wie der Wunsch, die Welt zu entdecken, Kate Merx zum Caritasverband Ahaus-Vreden geführt hat:Von Bogotá nach Ahaus

„K-A-T-E.“ Wenn Kate Merx ihren Vornamen buchstabiert, macht sie das mit einem Lächeln. Eigentlich ist ihr Vorname Jeimy Katerine. „Aber das versteht hier kaum jemand. Kate (gesprochen käit) – das ist einfacher.“ So wird sie auch von ihren Kolleginnen und Kollegen genannt. Seit Anfang dieses Jahres verstärkt die gebürtige Kolumbianerin den Caritasverband Ahaus-Vreden als Mitarbeiterin im Einkauf.
Kate Merx
Datum:
28. Mai 2025
Von:
Christian Bödding

Ihre Geschichte beginnt weit entfernt: Aufgewachsen ist die 35-Jährige in Bogotá, der lebhaften Hauptstadt Kolumbiens. Dort hat sie studiert, Sprachen und Business kombiniert, und ihren Bachelorabschluss gemacht. „Ich war ganz zufrieden“, sagt sie rückblickend. Doch irgendwann reichte das nicht mehr. Der Wunsch, die Welt zu entdecken, wurde stärker. Ihre Entscheidung: ein Au-pair-Jahr in den USA. Ein Jahr nur. „Meine Mutter hat damals geweint“, erinnert sie sich. „Sie wollte, dass ich für immer in Kolumbien bleibe. Ich wollte andere Menschen kennenlernen, andere Kulturen verstehen. Für mich war das wichtig.“

Aus dem geplanten Jahr wurden schließlich zwei. Kate wohnte bei einer Familie in Annapolis (Maryland), ihre Gasteltern arbeiteten in Washington, D.C.. Kate engagierte sich beim Center of Help und arbeitete in Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Und dann kam dieser eine, unerwartete Moment: ein Tag in einem Café in Annapolis, der alles veränderte. „Ich habe einen Mann kennengelernt – zufällig. Wir haben uns unterhalten, über unsere Familien, unsere Länder. Und es hat sofort gepasst. Das war sehr cool.“

Entscheidung getroffen

Unerwartet war nicht nur das Kennenlernen – sondern auch, woher er kam. „Ich habe mit meiner Mutter gesprochen und gesagt: Ich habe jemanden kennengelernt. Und sie: Oh, ein Amerikaner? Und ich: Nein, ein Deutscher. Sie hat nur gesagt: Ah, okay.“
Zwei Jahre blieb das Paar noch gemeinsam in den USA. Doch irgendwann musste eine Entscheidung getroffen werden: Weiterziehen? Zurück nach Kolumbien? Oder ein neues Leben in Deutschland beginnen? „Wir hatten beide keine Möglichkeit, in den USA zu bleiben“, erklärt Kate. „Also haben wir überlegt: Wo wollen wir hin?“

Kolumbien lag nahe. „Ich habe gesagt, wir könnten nach Kolumbien. Aber mein Mann... er ist gut mit Zahlen, mit Finanzen“ – in den USA arbeitete er in der Treasury-Abteilung eines Unternehmens; verantwortlich unter anderem für die Verwaltung von Liquidität, Kapitalbeschaffung und Bankbeziehungen. „Sprachen liegen ihm weniger. Und Kolumbien ohne Spanisch? Das hätte nicht funktioniert.“ Also drehte Kate den Spieß um: „Dann gehe ich mit dir nach Deutschland. Ich kann Deutsch lernen.“ Ihr Mann versprach: „Ich helfe dir.“

Umzug ins Münsterland

Gesagt, getan. Vor sechs Jahren kam das Paar nach Deutschland und lebte zunächst in Düsseldorf. Kate begann Deutsch zu lernen. „Es ist nicht perfekt“, sagt sie ehrlich. „Aber ich lerne jeden Tag. Und ich gebe mein Bestes.“ Heute, eineinhalb Jahre nach dem Umzug ins Münsterland, fühlt sich Kate in Ahaus heimisch. Hier lebt sie mit ihrem aus Solingen stammenden Mann und dem gemeinsamen Sohn – fast zwei Jahre alt –, in Ahaus wohnt auch die Schwester ihres Mannes.

Beruflich begann Kates Reise in Deutschland bei der Mertens AG in Willich. Eigentlich hatte sie dort eine andere Abteilung im Blick – doch der CEO erkannte schnell ihr Potenzial: „Er sagte zu mir: Ich brauche dich im Einkauf. Unsere Lieferanten kommen unter anderem aus Spanien, deine Sprachkenntnisse sind ein großes Plus.“ Und ergänzte: „Aber mit uns sprichst du bitte nicht auf Spanisch oder Englisch, nur auf Deutsch.“ – „Ich habe gesagt: Kein Problem!“

Auf Dauer wurde die tägliche Pendelstrecke nach Willich jedoch zu anstrengend – vor allem mit kleinem Kind. Kate suchte nach einer neuen Perspektive – näher am Wohnort – und wurde fündig: beim Caritasverband Ahaus-Vreden. Einkauf, direkt vor der Haustür. „Ich habe es im Internet gesehen. Das hat sofort gepasst.“ Zumal die Aufgaben des Caritasverbandes sie an ihre Arbeit in den USA mit dem Center of Help erinnerten.

Umarmung zur Begrüßung

Im neuen Job fühlt sich Kate gut aufgehoben. „Die Kollegen sind offen, hilfsbereit.“ Zwar muss sie sich noch an die vielen Abkürzungen gewöhnen, die der Caritasverband verwendet – aber auch das bekommt sie hin. „Yann Schwietering (ihr Bereichsleiter) ist ein sehr guter Chef. Er hat mir bei vielen Sachen geholfen und mir auch die vielen Abkürzungen erklärt.“
Doch natürlich fällt ihr im Arbeitsalltag und im Privaten immer wieder auf, wie unterschiedlich die Kulturen ticken. „Die Mentalität ist hier anders. In Kolumbien umarmt man sich zur Begrüßung. Hier nicht so sehr“, erzählt sie lachend.

Dann wird sie etwas nachdenklicher. Denn natürlich gibt es Dinge, die sie vermisst. „Zwei Sachen. Meine Familie – und das Essen.“ Mit ihrer Mutter hält sie per WhatsApp und Videotelefonie Kontakt, ebenso zu ihrem 40 Jahre alten Bruder David. Das geht auch von Kontinent zu Kontinent relativ einfach.

Kulinarisch unterscheiden sich die Welten schon stärker. „In Kolumbien gibt es mittags nicht nur schnell ein Sandwich, sondern oft eine vollständige Mahlzeit mit Suppe, Fleisch, Reis, Bohnen und Beilagen. Bandeja Paisa“, schwärmt Kate. „Mein Gott, das ist lecker. Ihr müsst das probieren!“ Und dann sind da noch die Arepas – kleine Teigtaschen aus Maismehl, gefüllt mit Käse. Am Wochenende kocht sie sie oft selbst. „Das ist für mich ein Stück Zuhause. Eine kleine Tradition, die bleibt.“ Tamales – ein weiteres typisch kolumbianisches Gericht – wären auch schön, „aber das ist komplizierter.“ 

Einfacher ist es dafür mit ihrem Namen geworden. Wenn eine Kolumbianerin heiratet, behält sie automatisch ihren Geburtsnamen. Wenn sie möchte, kann sie dazu den Namen des Mannes annehmen, mit vorgestelltem „de“. „Jeimy Katerine Soler Correales de Merx, das ist dann doch ein bisschen lang“, sagt sie und lacht. „Kate Merx, das ist einfacher.“