IT-Experte Dirk Heming vom Caritasverband Ahaus-Vreden erschafft mit „Die kleine Hexe Mayla“ ein fantasievolles Kinderbuch:Wenn die Patentochter zur Buchheldin wird

Alles begann eher zufällig – und mit einem Kinderwagen. Eine gute Freundin war mit ihrer Tochter bei einer Reitstunde in Vreden, Heming übernahm derweil den Babysitter-Dienst für den kleinen Sohn. „So ein halbes, dreiviertel Jahr alt war der. Und da musste ich ihm ja irgendwas erzählen, sonst wäre es langweilig geworden“, erinnert er sich. Am Abend zuvor hatte die Mutter mit dem Kleinen noch „Hoppe, hoppe Reiter“ gespielt. Heming knüpfte daran an und erfand spontan weiter: „Die Raben, die den Reiter fressen, wenn er in den Graben fällt – die müssen doch irgendwo wohnen. Also stellte ich mir einen Baum vor. Dann kam ein Wasserfall dazu. Und weil in dem Baum neben den Raben noch jemand wohnen musste, dachte ich sofort an meine Patentochter Mayla.“
Titelheldin
Aus dieser Grundidee entstand nach und nach eine ganze Welt. Heming begann, erste Kapitel aufzuschreiben – eigentlich nur als Geschenk für seine Patentochter. Geplant waren zwölf Geschichten, also eine pro Monat. Doch daraus wurden am Ende zwanzig Kapitel und schließlich ein ganzes Buch. Der Name der Titelheldin war kein Zufall, „es lag nahe, den Namen meiner Patentochter direkt zu übernehmen.“ Und auch die Illustrationen stammen aus der Familie: Die ältere Schwester von Mayla Trapp, Melina, damals 17, übernahm das Zeichnen. „Sie hat schon immer gerne gezeichnet. Also habe ich sie gefragt, ob sie Lust hätte, meine Geschichten zu bebildern. Sie hat sofort Ja gesagt – und die Zeichnungen sind wirklich toll geworden.“
So entstand Stück für Stück ein Herzensprojekt. Die erste Version ließ Dirk Heming noch ganz schlicht binden – mit Ringbindung, durchsichtiger Folie vorn und Pappe hinten. „Fast wie früher die Hausaufgabenhefte“, schmunzelt er. Dieses erste Exemplar schenkte er seiner Patentochter vor zwei Jahren zum Geburtstag. Die Resonanz? „Meine Eltern haben das Buch gelesen, Freunde von meinen Eltern haben es gelesen, viele andere Menschen haben es gelesen. Sie fanden die Geschichte toll. Mayla ist noch dabei, das Buch zu lesen.“
Mehr als zwei Jahre hat Dirk Heming an dem Kinderbuch geschrieben, mal intensiv, mal mit langen Pausen, „weil mir irgendwie die Ideen fehlten“. Ein Jahr dauerte es dann noch bis zur finalen Umsetzung. „Ich habe Kapitel immer als einzelne Dateien abgespeichert. Aber irgendwann merkte ich: Zwischen Kapitel drei und vier fehlt etwas. Also habe ich Kapitel 3a geschrieben. Und daraus wurde dann noch b, c und d“, erzählt er. Die Struktur entwickelte sich Stück für Stück. „Am Anfang waren es eher abgeschlossene Episoden. Später wuchs die Geschichte weiter, mit einem roten Faden und sogar einem Drachen als Endgegner.“ Doch wie besiegt man in einem Kinderbuch einen Drachen? „Einfach mit dem Schwert draufhauen – das fand ich ziemlich uncool. Drachen sind ja riesige, magische Wesen, die man nicht so einfach erschlägt. Ich musste also eine kinderfreundliche Lösung finden.“ Und Dirk Heming fand eine.
Herausforderung
Die größte Herausforderung beim Schreiben? „Mich wirklich hinzusetzen“, sagt er offen. „Und zu merken: Ich kann Dinge beschreiben, auch wenn meine Lehrer früher immer meinten: ‚Nette Idee, aber ausführlicher!‘“ Mit Humor ergänzt er: „Stephen King beschreibt ja jeden Stein im Detail – ich beschreibe nur das, was wichtig ist.“ Trotzdem merkte er beim Schreiben, dass manches doch etwas ausführlicher werden musste.
Am meisten Freude machte ihm die Entwicklung der Ideen: „Wenn ich plötzlich dachte, da ist ein Bär in einer Falle – und daraus dann ein Kapitel wurde. Das war der schönste Moment.“ Unterstützung bekam er von Freunden, die früh mitlasen und Feedback gaben. Auch Vergleiche zu Tolkien blieben nicht aus – etwa, wenn Dirk Heming versuchte, parallele Handlungsstränge einzubauen. „Aber am Ende habe ich gemerkt: Ich bin kein Tolkien, das ist kein ‚Herr der Ringe‘. Lange nicht so dick, lange nicht so gut und lange nicht so spannend.“
Die Veröffentlichung war ein weiterer Schritt. „Eigentlich wollte ich es nur Mayla schenken. Aber dann sagten Freunde: Das musst du veröffentlichen!“ Über die Plattform ePubli wagte er den Schritt. Dort wird das Buch „on demand“ gedruckt – das heißt, es entstehen für den Autor keine Kosten. Rezensionen gibt es zu „Die kleine Hexe Mayla“ im Internet auch schon. „Ein sehr süßes Erstlingswerk mit ganz viel Fantasie“, schreibt zum Beispiel Stephanie B. „An manchen Stellen etwas lang, aber dennoch schöne Geschichte … Auch gut zum Vorlesen geeignet!“ (Fünf Sterne).
Fortsetzung?
Ob es eine Fortsetzung geben wird? Dirk Heming zögert nicht lange: „Eigentlich ist der zweite Teil schon in meinem Kopf fertig. Und wenn der kommt, dann muss auch ein dritter folgen – eine Trilogie funktioniert schließlich nur in drei Teilen.“ Aber er bremst die Erwartungen: „Im Moment fehlt mir der Elan. Und ich will auch erstmal wissen, wie Mayla selbst das Buch findet. Wenn sie sagt, es ist doof, stampfe ich den ganzen Vertrieb direkt wieder ein.“
Inhaltlich steckt das Buch voller Werte, die Kindern nebenbei vermittelt werden – Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Verantwortung. „Aber nie mit erhobenem Zeigefinger“, betont Heming. Im ersten Kapitel etwa klaut ein Rabe einen Kuchen, ohne ihn zu bezahlen. Die Hexe erinnert ihn daran – und so fliegt er zurück zum Bäcker. Eine lustige Szene, weil der Bäcker erstmal erschrickt: Was will dieser Rabe schon wieder? Und plötzlich zahlt er mit einem Goldstück – und kann auf einmal sprechen. „Das ist halt der Vorteil, wenn man eine Hexe als Freundin hat.“
Info: „Die kleine Hexe Mayla“, Taschenbuch, 180 Seiten, ISBN 978-3-8197-6296-3, für 12,95 Euro im Buchhandel, online oder direkt bei Dirk Heming erhältlich.