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Dr. H Elisabeth Philipp-Metzen referierte in der Tagespflege St. Ida in Heek:Wenn die Worte fehlen – Kommunikation mit demenzkranken Menschen

Ein alter Mensch, der die Tageszeitung im Kühlschrank deponiert; der Seife in die Pfanne legt; der seine Wohnung verlassen möchte, um „nach Hause“ zu gehen – Menschen mit demenziellen Veränderungen können mit ihrem Verhalten irritieren. Wie kann man mit diesem herausfordernden Verhalten umgehen? Um demenzsensible Kommunikation ging es bei einem Vortragsabend in der Tagespflege St. Ida am Gabelpunkt in Heek.
Dr. H. Elisabeth Philipp-Metzen referierte über die Kommunikation mit demenzkranken Menschen
Datum:
21. Sep. 2023
Von:
Christian Bödding
Gut 40 Zuhörerinnen und Zuhörer waren der Einladung gefolgt.

Die Referentin und Gerontologin Dr. H. Elisabeth Philipp-Metzen vom Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Kreis Borken des "Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften NRW" berichtete vor rund 40 Gästen aus ihrer langjährigen Erfahrung.
„Dinge zu verlegen, das ist geradezu klassisch für Demenz“, sagte sie zu den eingangs genannten Beispielen. Noch deutlicher seien Anzeichen beim Verlust von Alltagskompetenzen sowie ein kleiner werdender Wortschatz. „Meist heißt es dann: „Gib mir mal das Ding da.“ Das Selbstbild und die Fremdwahrnehmung würden bei Demenz häufig sehr weit auseinanderklaffen. „Der Demenzkranke hält sich für jung, geistig leistungsfähig, selbstständig, gesund und unauffällig. Wir erleben die Person aber ganz anders. Nämlich als alt, vergesslich, hilflos, gebrechlich und leidend.“

Philipp-Metzen stellte den Zuhörerinnen und Zuhörern Basisregeln in der Kommunikation mit Menschen mit Demenz vor. „Texten Sie die Person nicht zu, es reichen kurze, einfache Sätze. Sprechen Sie ruhig und mit Pausen. Lachen Sie und seien Sie freundlich. Lachen ist ein Türöffner, auch wenn die Person noch so abwehrend ist. Wiederholen Sie Sätze und suchen Sie Blickkontakt. Diese Basisregeln sind geradezu banal.“

Die Referentin sprach sich für die sogenannte Validation als Kommunikationsmethode aus. Dabei gelte es, auch realitätsferne Äußerungen und Handlungen für wertvoll zu erachten und zu verstehen. Häufig würden Angehörige aber das Gegenteil machen. „Sie versuchen, den Menschen zu reglementieren, die Äußerungen oder Handlungen zu unterbinden.“ Philipp-Metzen nannte ein Beispiel: Eine demenzkranke Person ruft immer wieder nach ihrer längst verstorbenen Mutter. „Wenn man sagt, dass die Mutter nicht mehr lebt, dann ist man zwar auf der Faktenebene, aber das Gefühl bei der demenzkranken Person nimmt nicht ab.“ Besser sei es, auf der Gefühlsebene zu antworten – und über die Mutter ins Gespräch zu kommen: „Haben Sie Ihre Mutter sehr geliebt? Woran erinnern Sie sich gerne?“

Grundsatz in der Kommunikation sei immer die Deeskalation, erklärte Philipp-Metzen. Gleichwohl gebe es Grenzen. Zum Beispiel, wenn der nicht zutreffende Vorwurf komme, dass man dem Demenzkranken etwas gestohlen habe. „Dann sollten Sie in aller Deutlichkeit widersprechen. Und sagen, dass sie aber gerne beim Suchen helfen würden.“ Nach dem Vortrag der Expertin war Zeit für Fragen der Gäste. So ging es unter anderem darum, wie man denn auf Familienangehörige reagieren soll, die die Erkrankung zum Beispiel des Vaters oder der Mutter nicht wahrhaben wollen. Philipp-Metzens Antwort: „Dann sollten Sie den Angehörigen vorschlagen, den Demenzkranken mal für eine Woche zu sich zu nehmen.“

Susanne Vogel, Leiterin der Tagespflege St. Ida, stellte zum Schluss der Veranstaltung die Einrichtung vor. Die 18 Tagesplätze umfassende Tagespflege für Heek und Nienborg ist von montags bis samstags von 8 bis 16 Uhr geöffnet. „Es gibt noch Kapazitäten an einigen Wochentagen“, informierte Vogel. Tagespflegegästen wird ein Fahrdienst angeboten, ein Rollstuhltransport ist gewährleistet. Für demenziell erkrankte Gästen der Tagespflege gibt es gezielte Angebote.


Info: In Deutschland leben nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Betroffenen voraussichtlich auf 2,8 Millionen steigen. Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf zerebrale Nervenzellen unumkehrbar zerstört werden. Die Krankheit verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Von den ersten Symptomen bis zum Tod dauert es je nach Diagnosestellung zwischen drei und zehn Jahre. Dabei wird die zu erwartende Krankheitsdauer immer geringer, je später im Leben die Erkrankung eintritt.